Monday, April 23, 2007

Die Nordischen Meisterschaften im Austernöffnen

Zwei wichtige Meldungen aus der Tageszeitung, die ich heute bei einem belegten Brötchen von der Konkurrenz meines Stammcafés las – welches Montags geschlossen ist – waren, neben dem Rücktritt von Lars Lejonborg, das ist so eine Art Schweden-Westerwelle, und dem Tode von Bobbele Jelzin (Friede seiner Asche!), die Austragung der Nordischen Meisterschaften im Austernöffnen sowie eine neue Umweltbestattungsmethode vermittels Gefriertrocknung, bei der der schockgefrorene Sarg durch Rütteln zu Staub zerfällt und das Pulver dann in einer Pappschachtel beerdigt wird. Ich mutmaße, dass hier Nestlé eine Ausgründung vorgenommen hat, um dieses neue Konzept zu vermarkten. Nescafé Gold trinkt in Schweden nämlich niemand, hier verwendet man ein streng geheimes Kaffeekonzentrat namens Zoega oder Gevalia, welches die Stärke von Nescafé weiter hinter sich lässt und sich bei Einwanderern wie mir nach nur einem Tässchen durch Herzrasen, Panikattacken und Magengeschwüre äußert. Seltsamerweise fällt es aber, ebenso wie Snus, nicht unter das Betäubungsmittelgesetz. Man könnte natürlich auch eine Instant-Suppe aus der Großmutter machen. Nun gut, für Jelzin kommt diese neue Bestattungsmethode wegen des hohen Alkoholgehalts im Gewebe (Explosionsgefahr!) sowieso nicht in Betracht.

Und ja, bevor ich es vergesse, die Nordischen Meisterschaften im Austernöffnen fanden also in Grebbestad statt, irgendwo im hinterschwedischen Nirvana, und da der irische Vorjahresmeister gar nicht antrat (vermutlich hat er Grebbestad nicht gefunden, da es nur auf Landkarten im Maßstab 1:1 verzeichnet ist), hatte das Schwedische Nationalteam gute Chancen. Die es auch umsetzte, und so heißt der neue Nordische Meister im Austernöffnen seit heute Hasse Johansson mit dreißig Austern in traumhaften zwo Minuten achtundreißig. Glückwunsch! Ein schönes Trostpflaster nach dem vergeigten WM-Spiel letzten Sommer. Allerdings gab es für Schalensplitter etwas Punkteabzug. In dieser Disziplin tummeln sich übrigens außer den Austern nur äußerst wenige Frauen, hier sollte die Gudrun mal durchgreifen. Die beste Frau nur auf Platz vier! Die Austern stammten, man glaubt es kaum, von der Schwedischen Westküste, wo es dank Klimakatastrophe immer wärmer wird und daher auch immer mehr Austern gedeihen. Bald lebe ich hier hoffentlich mediterran, denn Schweden wird der Gewinner der Klimakatastrophe sein. Ich lehne mich jetzt also in einer schönen Vorfreude auf die kommenden Wärmejahre in meinem Privatbibliotheksclubsessel zurück und schlürfe noch ein paar Huîtres. Bonne Nuit!

1 comment:

Pamphletterman said...

Wieder 'wat los im Watt. Ja, die Welt kommt ins Klimakterium (das ist die Zeit nach der sexuellen Eiszeit –expertis credite;-) und bald 'is Ebbe –um im Jargon zu bleiben. An alle die noch ein wenig diesseitig (und nicht klimakatastrophysterisch) existieren (und in diesem Blog immatrikuliert sind;-): auch der platteste Fisch stinkt vom Kopf. Welcher Kranke ebensolche hat sich bitteschön die Disziplin frisch-gemuschelten Rotz wettzulöffeln einfallen lassen? Muss’ im Zustand extatischer Langeweile gewesen sein. (Spontan interessiert mich hier die ethymologische Deutung der synonymen Verwendung von „kopulieren“ = „in die Muschel rotzen“) -typisch Freizeitgesellschaft. Ach ja Jelzin. Der Begin der Marketinglogik jedem amtsabgetretenen Ex-Präsidenten einen sprichwörtlichen Vodka-Brandname hinterherzudestillieren:---> http://www.wodka-gorbatschow.com/; (war zwar der frühere Kandidat; der Stoff kam später raus) ---> http://borisjelzin.unas.cz/; ---> http://www.vodkaputin.de/ ...dabei gibt es viel charmantere Methoden der Nachlassverwaltung: in Korea kann man seine(n) Angebetene(n) in Kunstdiamant gepresst als Ring nachträglich „um den Finger wickeln“. Unser us-amerikanischen Freunde schwärmen davon -in blindfortschrittsgläubiger Wahnstarre bei -220° eingefroren- die Zeiten der medizinischen Machtlosigkeit bis hin zur Tutotherapie zu überdauern. Reiche Russen –wie vorletzte Woche geschehen- lassen ihr Knochenpulver auch mal gerne Richtung Milchstrasse aus der MIR rieseln...Ihr da Ohm, macht doch Watt ihr Volt.