Sunday, April 1, 2007

Deutschland – ein Ammenmärchen

Ah, ich liebe dieses Land! Es gibt nichts schöneres, als wieder daheim im beschaulichen Norden zu sein! Auf meiner letztwöchigen Deutschlandreise stellte ich nämlich fest: Der Irrsinn hat nicht nur in Schweden Einzug gehalten. Vor allem scheint Bayern kurz vor dem Abschmieren zu sein, wo Politikerinnen im Latexoutfit vor der Presse posieren und ein Nürnberger Bürgermeister die Einrichtung von Seniorenspielplätzen fordert. Seniorenspielplätze! Respekt! Nicht einmal ein schwedischer Stadtrat am Rande des Realitätsverlustes hat so etwas bisher vorgeschlagen. Kom Oppa, wir gehn ne Runde Wippen!
Ich drehte also eine Runde durch die Alte Heimat (West), und da ich den sozialen Jetlag noch nicht überwunden habe hier und heute nur ein kurzes Fazit: Besonders beeindruckend einmal mehr der Anblick der intellektuellen Trümmerlandschaft im Ruhrpott, die geistige Stunde Null noch immer nicht überwunden, und irgendwie macht alles den Eindruck, als wäre es in die Friteuse gefallen. Diesem Elend den Rücken kehrend bestieg ich das Flugzeug in Richtung Süddeutschland, ab Drehtüre Flughafen Düsseldorf dann ausschliesslich hektisch umherlaufendes, rollköfferchenbewehrtes, gedeckt grauuniformiertes mittleres und unteres Management mit abgesägten Designerbrillengläsern und hochwichtigen Gesichtern, auf dem Fünfunddreissigminutenflug Orangensaft schlürfend. Viele Schnauzer, und so eine Schenkelbürstendichte bin ich von Schweden nicht mehr gewohnt. Ein Fernsehabend mit "Deutschland nächstes Topmodel" (oder so ähnlich) katalysiert mein Grauen. Heidi Klums infantile Wortkonvulsionen bohren sich wie glühende Nägel in den Gehörgang. Ich bin deprimiert. Irgendwie war das doch früher alles besser hier. Ich hatte nie einen Schnauzer, und meine Freunde auch nicht. Und jetzt? Soll das der Aufschwung sein? Investmentbanker gekreuzt mit Staubsaugervertreter als neue Herrenrasse, dazu ein Volk von medienverblödeten Vollidioten? Ich glaub' ich war im falschen Film. Morgen schalte ich wieder SVT ein.

1 comment:

Pamphletterman said...

Die wochenendliche Tour de RheinRuhr: Man sagt, dass man seine Ursprünge schwer leugnen kann doch hier heimleuchtet ein ganz kleines Licht. Und noch nie war ich so froh, dass meine Vorfahren fortfuhren aus diesem Teil Kumpeldeutschlands. Man nehme: Düsseldorf. Hier offsetverunfallt vulgär zu r Schau gestellte Geld- und Geizgeilheit –hüftschwungvoll zur Schau getragen von lebenslangen Töchtern höchstnäsiger Häuser mit dem Problemprolet aus Panbalkanien ... oder Duisburg, der Stadt in Rente. Überall hingegen traf ich diese frettchenfrisierten Archetypen der cashmeremantel-und degenerierten Surrogattung zahlenschubsender Powerpointprahlhanswürste mit iPopod. Mitten in der City -gefährlich nah am Infostand der Tierstützer stehend- packt mich schweinebäuchlings die Mordlust: Einmal Mensch statt Eber ... in die Wurst kommt nicht nur Leber. Cannibal ante portas: Diesen Alptraum muss man erstmal überwinden.
Zurück in der Heimat muss ich erstmal im Württemberger baden, nur um zu vergessen. Vergessen, warum sich der Inzwischenzeitgeist immer noch in Knut verliebschielt, diesem zweiten Anlauf Dämlichdeutschland den Bruno aufzubinden. Mittlerweile gibt es ihn schon in Hübschplüsch. Eine Zeitungsseite weiter lese ich vom Heulerhordenmorden in Canascanadacan ... we all live in a yellow press latrine, yellow press latrine (... dies auch in Unna recht widerhallt ;-)