Friday, March 9, 2007

Die Demokratur

Ahh! Nein, ich rege mich nicht auf, ich nicht! Da glaubt man, endlich ändert sich was, endlich sind die Sozis weg, die den Steuerüberwachungsstaat eingeführt haben, und schon schickt sich die neue Regierung an, dem Namen „Rechts“ alle Ehre zu erweisen. Schweden soll nun endgültig in Europas ersten Polizei- und Überwachungsstaat verwandelt werden. Nicht genug, dass ich mir schon innerhalb zehn Sekunden per sms den Halter eines beliebigen Kraftfahrzeugs ermitteln lassen kann, oder im Internet die zu versteuernden Einkünfte meines Kollegen, dass das Finanzamt alle meine Bankkonten einsehen kann, nein. Nun soll also der militärische Abschirmdienst ohne richterlichen Beschluss sämtlichen Daten- und Telefonverkehr abhören können. Ja ist es denn die Möglichkeit! Das setzt ja wohl dem Kuchen die Fahne auf, wie der Finne zu sagen pflegt! Totale Überwachung nach Gutdünken also, dazu die Verquickung von Polizei- und Militär, Einsatz des Militärs im Inland, man macht den mittelamerikanischen Bananenrepubliken alle Ehre. Der gute Fidel wird ja vor Neid erblassen, und George Bush kann endlich auf einen Musterstaat verweisen. Sogar die Sicherheitspolizei, auf deutsch an sich schon ein furchteinflößender Name, auf Schwedisch als Säpo eher lächerlich anmutend, beklagt sich über den Eingriff in die Kompetenz in ihre ureigenen geheimen Staatspolizeiangelegenheiten. Mal sehen, wann es bei mir an der Tür klopft, weil der Blog als staatsfeindlich eingestuft wurde? Vielleicht sollte ich an dieser Stelle schon mal ein paar Suchbegriffe integrieren: Bin Laden, Djihad, Terror, Selbstmordattentat, heiliger Krieg, Heroin, Mafia, Prostitution, Bordell, Geldwäsche, Mona Sahlin. Dass die Polizei womöglich die inkompetenteste und korrupteste in Westeuropa ist, schwante mir schon, seit die Verbrechen von Michel in Lönneberga unaufgeklärt blieben. Der einzig erfolgreiche Kommissar lebt bekanntlich im Roman, und die reale Polizei fährt gerne im dicken Dodge-Ram V8 vor meinem Stammcafé vor um sich ausgiebig der kriminalistischen Untersuchung der Kuchentheke zu widmen. Sverige quo vadis? In grauer Vorzeit schauten wir einmal zu dieser Prototypdemokratie auf und heute? Eine Demokratur.

1 comment:

Pamphletterman said...

„Demokratur“ verhält sich zu „Hasswalze“ genauso wie „Puffel“ zu „heute“. Von daher muss ich mich jetzt äußerst äußern –als eine Art mentale ejaculatio praecox: die teutonische Feudalbürokratie erlebt momentan auch diesseits des Belts Ihre Renaissance und kultiviert das preußische Vergiss-mein-nicht: Steuern ohne Bezug, Staat-in-Staatbabushkas…es spinnt sich in den Kokon der Selbstregulierung, umgibt sich mit Regeln, deren Sprachlichkeit allein bewusst Legasthenie suggeriert –alles Wortwatte! Von daher sei froh, dass die Konturen der Systemfratze in Schweden so deutlich und wahrnehmbar sind. Schlimmer find’ ich dieses kontinuierlich schleichende vor sich hinmeuchelnde, sich ständig tarnende Staatsgallert hier in Germanien. Du kennst beides und es gibt trotz allem nur die berüchtigten 3 Möglichkeiten: Lassen, lieben oder ändern. Aber mit 99%ig sedierten Konsenskonsumenten kannst Du halt nur nahezu solo den Pudding nageln. Die anderen sind dann schon mal in YOUTUBE verflüchtigt, egoshootern sich ins virtuelle Klimakterium oder werden einfach nur autosexuell. (Schön selbstgerecht ins Spieglein schauen und immer mehr kotzen als man fressen kann). Bloß,…was kommt dann? bzw. was können wir tun? Innere Emigration, radikaler Zynismus, … oder das Ganze gleich konsequent als Staatsform: Resignation?
Ich halte es da mit „Winston Kirchenkrank“ und dem rechtshändischen „Never surrender“…wenn die schwedischen Blogwarte nicht inzwischen zugeschlagen haben treffen wir uns bald wieder -vorerst hier im Kummerkasten, laut und deut(sch)lich.