Friday, March 9, 2007

Weltfrauentag

So, heute ist also Weltfrauentag. Aber dieses Mal bin ich gut vorbereitet, sage ich Euch, meine langwierigen Präparationen zahlen sich aus. Ich werde den ganzen Tag die Wohnung nicht verlassen, Knäckebrot, Fischkonserven und Leichtbier sind gebunkert, zum Fika auch ein Törtchen, ich habe also nicht das geringste zu befürchten! Eisern werde ich durchhalten, bis der Spuk vorüber ist. Selbst meinen Daimler habe ich in der Tiefgarage verbarrikadiert. Man traut sich heute als Mann einfach nicht auf die Straße, wegen der Männerprogrome. In Deutschland heißt der Weltfrauentag ja Altweiberfasching (oder war es Frühjahrsputz?) und ist daher auch eher das, was man sich als Mann unter einem Frauentag vorstellt, aber das kennt hier natürlich keiner. Verkleidungen sind dem Schweden fremd, oder besser, sie sind im großen Stil organisiert (so wie das meiste im öffentlichen Leben) vom allmächtigen Verkleidungswarenhaus H&M. Ich warte ja schon all die Jahre, dass einmal der S&M Look die Frühjahrsmode bestimmt, aber Fehlanzeige. Übers Knie ist der noch nie hinausgekommen, und so muss man sich mit den schwarzen Stiefeln begnügen, mit denen hier die Mädels marschieren. Meine Schätzung: Es wird hier etwas mehr gestiefelt als im Dritten Reich. Nur mit dem Goose-Stepping hapert es noch etwas; vielleicht sollte man mal einen Kursus an der Folkuniversitetet anbieten. Zen-Yoga, Feng-Shui und Goose-Stepping Aufbaukurs. Ich muss mal nachschlagen, was das auf Schwedisch heißt*. Hm. Aber zurück zum Frauentag. Frauentag ist hier ja das ganze Jahr über, zumindest im Schwimmbad. Einmal im Monat gibt es einen Frauenschwimmabend. Lasst Euch das auf der Zunge zergehen: Frauenschwimmabend! Und wie, bitteschön, Frau Gleichstellungsministerin, lässt sich dies mit der Verfassung vereinbaren? Ich fühle mich zumindest tief diskriminiert. Einen Männerschwimmtag gäbe es nicht, teilte mir die Kassiererin schadenfroh mit. Und auch keinen Schwulenschwimmtag, Negerschwimmtag oder Judenschwimmtag. Nicht mal einen Behindertenschwimmtag, das wäre doch das allermindeste gewesen! Aber den Frauenschwimmabend, den gibt’s. So sieht es aus mit der Gleichberechtigung in diesem Lande! Alles nur auf dem Papier! Aber das kennen wir ja.


*So, mein Langenscheidt sagt „paradmarsch“, aber das trifft eben nicht ganz den Punkt. Parademarsch kann ja jeder, Parademarsch is for pussies, but Goose-Stepping is the Königsdisziplin. Ist ja so, als ob man einen Spaziergang mit einem Marathon vergleichen würde. Hier tritt mal wieder die Mittelmäßigkeit des schwedischen Sprachschatzes zu tage.

Ja, ja, jetzt werden die Schweden wieder sagen, „lagom“ könnten wir ja auch nicht übersetzen, oder „mysig“. Aber mal ehrlich: was ist schon „lagom“ gegen einen zünftigen Stechschritt? Eben.

1 comment:

Pamphletterman said...

Hier chauffiert mich liebend gern und aus Gründen der sterngezeichneten Schizophrenie mein alter Ego in einem komfortablen 68-Chefprolet über den chrompolierten Schamhügel der Ruth 69. Dabei stelle ich genüsslich schmauchend fest, dass offensichtlich schon beim Naming Eigentore volley geschossen werden. Moment, Frauenfussball ist was Feines aber bei EMANZIPATION antizipiert selbst meine bürohliche Xanthippe einen Systemfehler. Hier hat die Gleichstellungsbeauftragte gepennt…müsste es nicht EFRAUZIPATION heißen. Bevor ich noch geduckt kalauernd aus der selbstgerechten Schenkelecke den Schaukelstuhlgang vollziehe nehm’ ich den Haarspalt lieber doggydogmastyle.
Mädelz, no Mädelz, es steht Ernst. Ein Frauencafé mit Umkehrmotto zur Happy hour wär’ ein guter Start für einen redlichen Dialog aber die Kulturgeschichte zeigt immer wieder, dass die Freiheit der Einen immer nur auf Kosten des Anderen zu gehen scheint. Ich bin müde über diese Rabulistik ernsthaft zu denken. Also suhle ich mich (als geiler Keiler…prust) lieber mit Inbrunst in freudiger Erwartung auf die Rache der Bache in meiner Männerschweinewelt. Grunzsätzlich!