Wednesday, March 7, 2007

Ökofeminismus

Heute übertrifft sich die schwedische Debatte noch einmal selbst. Die Zeitungslektüre bot die schönste Realsatire seit langem, dass heißt, seit der gestrigen Lektüre. Dazu ein Budapesttörtchen und ein Tässchen Kaffee. Vergesst Titanic oder das gute alte Harakiri aus Frankreich. Das Stichwort ließ mich beinahe von meinem Kaffeehausstühlchen purzeln: Ököfeminismus! Anlässlich des morgigen Weltfrauentages, in Schweden einer der höchsten Feiertage, soll Feminismus mit Umweltpolitik verpanscht werden und das daraus entstehende Gebräu mutet mehr als abstoßend an: Ökofeminismus! Geht es bitte noch ein wenig absurder? Danke. Was stellen wir uns denn unter Ö.F. vor? Ich dachte natürlich gleich an dezimeterlange Achselbehaarung und Juteklamotten. Noch grotesker ist die Tatsache, dass dieser Vorschlag offensichtlich von einem männlichen Wesen vorgebracht wird, seines Zeichens Redakteur bei Sydsvenskan und vermutlich das größte Weichei in der Redaktion. Was haben die bloß mit dem gemacht? Vier Jahre Isohaft mit Gudrun Schyman und Alice Schwarzer? Aber lasst mich noch die These vortragen, wenigstens die zentrale: Frauenunterdrückung ginge Hand in Hand mit Ausbeutung der Naturressourcen. Bingo! Mann, dass mir dass noch nie so klar war! Das muss es sein! Jahrelang bin ich als Idiot durch die schwedische Weltgeschichte gelaufen, und dann heute, hier im Café diese Offenbarung! Was wohl mein Bäcker dazu sagen würde als bekennender Chauvinist? Das ist also der neueste Trend –und nein, nicht aus Tübingen, sondern –woher sonst- aus den USA! Der weiße Mann (also auch ich) sei mal wieder an allem schuld. Und wenn die Damen einmal ein paar Runden weniger mit dem Zweitwagen herumkutschierten, weniger oft Shoppen und ins Kosmetikstudio führen, weniger Putenfleisch äßen , dann wäre dem CO2-Ausstoß doch schon viel abgeholfen. Des weiteren wurde in dem Artikel noch bedauert, das sich einmal alle schwedischen Parteien feministisch genannt hätten und heut, ja heut: O Graus! Heute sei nicht einmal mehr der Gleichberechtigungsminister (ja, das gibt es hier! Und noch andere bizarre Ministerien, die auf den weltmännischen Status der schwedischen Staatsstruktur hinweisen, aber dazu kommen wir ein anderes Mal) ein Feminist. Ehrlich gesagt, ich wusste gar nicht, dass es ihn –oder höchstwahrscheinlich ist es eine sie- gab. Ja lüg’ ich denn! Heiland schmeiß Geld herabi! Nach der Lektüre ging ich erst einmal schnurstracks in die Tiefgarage und fuhr eine Runde mit meinem chauvinistischen Durst-Daimler durch die Stadt um für ein wenig gepflegten CO2-Ausstoß zu sorgen. Einer muss ja mit dem Gegentrend anfangen, und ausserdem hätte ich es gerne sowieso noch etwas wärmer.

Abschließend noch zwei Kurzmeldungen, die sicher zur weiteren Erheiterung der werten Leserschaft beitragen dürften. Erstens, endlich wurde eine Hilfsorganisation gegen Mobbing von männlichen Pferdenarren gegründet. Wieher! Kein Witz, fünfundzwanzig Mitglieder und KRIS heißt die Veranstaltung. Killarnas Rätt I Stallet (=Recht der Jungs im Stall). Dazu fällt mir ehrlich gesagt nichts mehr ein. Ist es denn die Möglichkeit? Leider ja… Zwotens: Endlich, endlich – wir haben es lange erwartet – gibt es Surströmmingeiscreme. Ja, Ihr wisst schon, der faule, zum Himmel stinkende Hering. Unfassbar! Dieses Land wimmelt von Perversen, ich glaub’ ich wander' bald nach Belgien aus! Surströmmingglass, dies verkündete also heute Ruben Madsen, der Vorsitzende der schwedischen Surströmmingakademie – mein Ehrenwort, genauso stand es in der Zeitung. Ich glaub, jetzt muss ich erst mal aufs Klo und mir den Finger in den Hals stecken…

1 comment:

Pamphletterman said...

Ökofeminismus erinnert an Euphemismus, dem Hehlwort einer Sachverhaltsbeschönigung. Da ist es wieder: diese Wortscheisse aus den lustschreiträgen Hydrahälsen ungebumster Schreckschrauben ;-)Ja, ich reg' mich auf, denn auch die sog. "Euphemismus-Tretmühle" besagt, dass jeder Euphemismus irgendwann die negative Konnotation seines Vorgängerausdrucks annehmen wird, solange sich die tatsächlichen Verhältnisse nicht verändern...oder vulgo: it's the s(h)ame with a different name.
Und weils so lustig problemorientiert klingt und weil wir alle sowieso keinen Spass im Leben (haben dürfen) würfeln wir beide Begriffe munter zusammen -als Vernunftsheirat quasi. Hallo, ist das Fernlicht an: zu Feminismus bin ich bei Euch; zu "Ökofeminismus" besser nicht ;-)°°°